Im wesentlichen sind ja 2 Punkte für die hohen Preise der deutschen Ladeinfrastruktur problematisch:
1.) die super schlechten Auslastungen bei nahezu allen Betreibern (2023 betrug die Auslastung an allen deutschen Ladepunkten nur um 13%, mit weiter fallender Tendenz, da der Zubau durch EnBW, EWE Go, Pfalzwerke weiterhin stärker als die monatlichen Neuzulassungen sind)
2.) die daraus verbundenen hohen Roamingpreise der Anbieter, um Verluste durch die geringe Auslastung zu minimieren, wodurch dann Electroverse, Virta, Bonnet als "MSP" (Mobility Server Provider = als Ladekartenherausgeber/Ladeapp-Betreiber) eben mittlerweile vielfach 70-90 Cent berechnen MUSS, um keine Verluste zu machen, teilweise liegen die Preise, die vom CPO/Ladepunktbetreiber im Roaming berechnet werden müssen, schon bei 0,80-1€ ...)
Daraus folgend kann ich absolut verstehen, warum der Markt so ist, wie er eben nun ist: Würde irgendein Ladepunktbetreiber seine Roamingpreise erheblich senken und z.B. eine Ladekarte wie Electroverse bei einer Säule von "Hurra Strom" den Preis von ehemals 70 auf 40 Cent senken (wovon dann Hurra Strom zukünftig nur noch 35 statt 65 Cent weitergeleitet bekommt), würde "Hurra Strom" nur auf (erheblich viel) Marge & Gewinn verzichten - ohne ein nennenswertes Plus an Auslastung zu erzielen, da eben der Zubau von Ladeinfrastruktur (besonders im HPC-Bereich) so stark ist.
Das wird ab Anfang 2025 übrigens noch deutlich schlimmer werden: Hier gilt nämlich das GEIG-Gesetz zum verpflichtenden Aufbau einer Ladeinfrastruktur für Gewerbetreibende auf Grundstücken mit mindestens 20 Parkplätzen. Es hat schon einen Grund, warum z.B. Rewe (zusammen mit Penny) derzeit nahezu überall Alpitronics (meist durch EnBW, teilweise aber auch von den Pfalzwerken bzw. Total Energies) bekommt, die wollen halt schon vor Gesetzbeginn die Pflicht erfüllen. Aber z.B. Getränkemärkte, aber auch Aldi Nord, Tierfutterfachgeschäfte, verschiedene Möbelhaus-Ketten, Sonderpostenmärkte haben - aufgrund der hohen Investsummen für den Ausbau - bisher noch nahezu gar nichts an Ladeinfrastuktur. Da diese ganzen Ketten nix investieren wollen (es gab ja einen Brandbrief von > 20 Ketten gegen das Gesetz ...), müssen sie am Ende wohl dann auch wieder EnBW beauftragen und ihre Parkflächen an EnBW und Co. vermieten.
Was auch noch ein riesiges Problem darstellt: Man kann aus den Ladesession-Zahlen, die monatlich die nationale Leitstelle veröffentlicht, sehr gut herauslesen, dass BEV im Bereich der "Laternenparker" bisher noch nahezu keine Rollen spielen. Im Juli gab es z.B. bei 1,5 Mio. BEV in Deutschland (+ PHEV, die ja ebenfalls zum Teil öffentlich laden) nur 4,3 Mio. öffentliche Ladesessions - und das trotz Ferienverkehr & vielen Ladepausen auf dem Weg durch Deutschland. Bei nur 2-3 Ladevorgängen pro BEV in Deutschland (und darin sind auch die ganzen 1h Ladevorgänge an den AC-Ladepunkten enthalten, wo man halt nur 60-70km Range nachlädt) kann mehr sehr gut erkennen, dass 80-85% der BEV-Fahrer keine Laternenparker sind und entweder bei der Arbeit oder zuhause laden - und daher am Ende auch die Auslastung an den Ladepunkten in Deutschland so gering sind.